ABTTF
DE
ABONNIEREN SIE UNSEREN NEWSLETTER Bülten İcon
Batı Trakya

Die Rhodopen-Regierungen

31.10.2007
Die Aufstände, die im Laufe des 19. Jahrhunderts mit Unterstützung des europäischen Imperialismus und aufgrund schlechter osmanischer Verwaltung auf dem Balkan ausbrachen, führten bei den Balkantürken zu zwei wichtigen Konsequenzen. Die meisten verließen ihre angestammten Siedlungsgebiete und wanderten zu Millionen nach Anatolien aus, dessen Geographie ihnen sicherer erschien. Andere aber wählten den entgegen gesetzten Weg: Sie gingen zum Widerstand, zum Kampf über, um den Boden, auf dem sie geboren waren und lebten, zu verteidigen.
Den ersten Widerstands- und Existenzkampf erlebten sie während des Osmanisch-Russischen Kriegs von 1877-78, der nach der islamischen Jahreszahl als „1393er-Krieg“ in Erinnerung blieb. Die in den Rhodopen, dem heutigen griechisch-bulgarischen Grenzgebirge, lebenden Türken nahmen den Widerstandskampf gegen russische Truppen und bulgarische Komitad-schi-Milizen auf. Im Dorf Karatarla (Çerna Niva), 2 Kilometer abseits der heutigen Landstra-ße von Kırcaali nach Stanimaka (Asenovgrad), riefen sie die ‚Rodop Hükümet-i Muvakkatesi’, d.h. die ‚Provisorische Regierung der Rhodopen’ aus.
Der über acht Jahre fortgeführte Widerstandskampf fand schließlich 1885 aus verschiedenen Gründen sein Ende. Es endete jedoch nur die Regierung. Die Hoffnungen, die sie trugen, blieben jedoch lebendig. Sie trugen am 31. August 1913 neue Früchte, dieses Mal in Gümülcine, dem heutigen Komotini. Hier konstituierte sich die von vielen Staaten anerkannte ‚Unabhängige Regierung von Westthrakien’, deren Gebiet sich vom Meriç (griech. Evros; deutsch: Maritza) im Osten bis zum Karasu (Struma) im Westen, von der Ägäis im Süden bis Kırcaali und Ropçoz bis in die Ebene von Filibe (Plovdiv), einschließlich Kırcaali und Ropçoz, im Norden erstreckte. Die Existenz dieses 23.591 Quadratkilometer umfassenden Staates, dessen Bevölkerung zur überwiegenden Mehrheit aus Türken bestand, währte aus verschiedenen Gründen nur 56 Tage und endete am 25. September 1913. Wieder fand nur die Regierung ein Ende, der Kampf aber wurde fortgesetzt.
Diese Regierungen, in die seit dem 19. August 1913 auch Mustafa Kemal berufen wurde, der später als Staatspräsident der Türkei den Namen Atatürk bekam, waren nach Ansicht führender Historiker wichtige politische Bewegungen, die als Testfall und als politisches Laboratorium für den Türkischen Befreiungskrieg dienten.
Mit dem ersten Weltkrieg nahm der Kampf neue Dimensionen an. Das Ziel wurde es nun, nicht mehr nur die Existenz der Türken in der Region zu sichern, sondern gleichzeitig die Pläne zu durchkreuzen, die gegen Anatolien geschmiedet wurden. Im Jahr 1915 wurde der Kampf unter der Bezeichnung Radalios weiter geführt, im Jahr 1920 mit der ‚Provisorischen Regierung von Hemetli’.

Zurzeit sendet das Türkische Staatsfernsehen TRT eine dreiteilige Dokumentation mit dem Titel „Die Rhodopen-Regierungen“, die von der Programmdirektion Bildung und Kultur im Sender Ankara produziert wurde. Die Produktion berichtet vom Selbstbestimmungs- und E-xistenzkampf der Türken in den Rhodopen. Der erste Teil der Dokumentation, die Mithat Er-demli vom Staatstheater Ankara moderiert, wird am Montag, den 19. November um 22:30 Uhr von TRT-2 ausgestrahlt.

Angaben zur Produktion „DIE RHODOPEN-REGIERUNGEN“
“Im Osmanisch-Russischen Krieg, der als ‚’93er-Krieg’ bekannt ist, entschieden sich Millio-nen Türken, die in den Rhodopen lebten, für einen besonderen Weg. Anstatt ihre Heimat als Flüchtlinge zu verlassen, gingen sie zum Widerstand über um sie zu verteidigen. Unter den von ihren ausgerufenen „Provisorischen Regierungen der Rhodopen“ nahmen sie den Kampf um ihre Existenz auf. Es wurde ein acht Jahre andauerndes und in jeder Hinsicht interessantes Epos, ein heldenhafter Kampf.“
Erstausstrahlung: Mo, 19.11.2007.
Sendetermine: wöchentlich
Sendeplatz: TRT-2, 22:30 Uhr
Produktionsdauer: Recherchen, Texterstellung, Aufnahmen, Schnitt und Montage nahmen etwa 1 Jahr in Anspruch.
Sendefolgen: 1. Teil: „Hükümet-i Muvakkate”; 2. Teil: „Die Türkische Republik Westthra-kien“; 3. Teil: „Die Zeit der Komitadschi-Milizen ” [3 x 30 min]
Produktion, Regie, Buch: Metin Edirneli
Produktions- und Regieassistenten: Tolga Yener, Duygu Kepenek
Erzähler: Mithat Erdemli
Videoerstellung: Tuncay Günal
Aktuelle Kamera: Volkan Çınar, Ali İhsan Açıkgözoğlu
Beratung: Prof. Dr. Ömer Turan (Middle East Technical University, Ankara, Historische Fa-kultät), Dr. Yusuf Sarınay (Generaldirektor der Staatsarchive des Ministerpräsidialamts),
Dr. Zerrin Balkaç (Trakya-Universität, Edirne, Pädagogische Fakultät)
FOTOGALERIE