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Batı Trakya

Der Besuch des Ministerpräsidenten Erdoğan

10.05.2004
Berlin / Frankfurter Allgemeine Zeitung, 8. Mai 2004

„Raki und Sirtaki“


“Der Besuch des türkischen Ministerpräsidenten Erdoğan in Griechenland wird eine weitere Annäherung beider Länder bringen.

Wie die vorherige, so unterstützt auch die jetzige (konservative) Regierung Karamanlis in Athen den türkischen Beitrittswunsch zur Europäischen Union. Sowohl in der Zypern Frage als auch im Streit über den Festlandsockel in der Ägäis will man weitere Fortschritte machen. Geradezu als Durchbruch kann man interpretieren, dass Erdoğan auch die türkische Minderheit in West-Thrakien besucht.

Viele Jahre lang hatten die Muslime zwischen Komotini und Alexandropulis – ein Erbe des Osmanischen Reiches- Klage über Diskriminierung geführt. Erdoğan erreicht Dinge, die seinen Vorgängern nicht gelangen.

London / El Sark’ul-Ewsat, 9. Mai 2004

„Erdoğan, Erster Türkischer Ministerpräsident, Der Seit 16 Jahren Athen Besucht Hat“


Griechenland hat noch einmal darauf hingewiesen, dass es die Beitrittesbemühungen der Türkei zur Europäischen Union unterstützt.

Diese Erklärung hat man während des Besuches und anschliessend des Zusammentreffens des ersten türkischen Ministerpräsidenten Erdoğan seit 16 Jahren mit Ministerpräsident Kostas Karamanlis in Athen abgegeben.

Ministerpräsident Erdoğan hat seinen Wunsch geäussert, dass die zypriotischen Türken und Griechen eine gerechte und friedliche Lösung für die Beseitigung der Teilung der Insel finden. Erdoğan, der darauf hingewiesen hat, dass beide Seiten um die Lösung bemüht sind, „sagte, dass sie bereit sind, die ungelösten Probleme zu lösen. Sie würden nicht erlauben, dass diese Probleme die Beziehungen beeinträchtigen“. Erdoğan, der auf die Besserung der Beziehungen aufmerksam machte, erklärte, dass die Zahl der Abkommen zwischen den beiden Ländern auf 25 gestiegen ist. Er meinte, dass die restlichen Probleme unmittelbar durch Gespräche zwischen den beiden Ländern gelöst werden müssen, ohne dass dabei die anderen eingreifen. Er wies darauf hin, dass dies durch diplomatische Wege oder über die Vermittlung der Minister der beiden Länder erfolgen könne.

Zudem hat Erdoğan am Samstagmorgen das „West-thrakische Gebiet“ im Nordosten des Griechenlands besucht, wo moslemische Minderheit lebt.

Kuwait / El Kabes, 9. Mai 2004

„Der Besuch Des Ministerpräsidenten Erdoğan In Griechenland... Der Übergang Von Feindseligkeit Zur Strategischen Partnerschaft!“


Türkischer Ministerpräsident Recep Tayyip Erdoğan hat seinen Besuch in Griechenland, der Aufmerksamkeit erweckt hat, gestern Abend beendet.

Dieser Besuch im Nachbarland ist dadurch wichtig, dass nach dem Besuch des ehemaligen Ministerpräsidenten Turgut Özal im Jahre 1988 in Athen nach 17 Jahren der erste Besuch auf der Ebene des Ministerpräsidenten ist.

Ein anderer Faktor, der diesen Besuch wichtig macht, ist, dass Erdoğan der erste Ministerpräsident ist, der seit vielen Jahren das Westthrakische Gebiet besucht hat, wo 200.000 moslemische Türken leben.

In der Stadt Thessaloniki in diesem Gebiet, die in der Geschichte der Osmanen in vieler Hinsicht von grosser Bedeutung ist, ist Atatürk auf die Welt gekommen.

Die (osmanische) Partei für Einheit und Fortschritt wurde in dieser Stadt gegründet. Die Erklärungen von Erdoğan vor Ort und das ihm gegenüber gezeigte Interesse in Griechenland deuten auf die strategische Dimension der Beziehungen zwischen beiden Ländern. Schliesslich galt Griechenland bis vor einigen Jahren als der gefährlichste Feind für das türkische Volk und den Staat. Es hatte natürlich seine berechtigten Gründe. Ankara beschuldigte nämlich Griechenland, die PKK zu unterstützen.

Palästina / El Ayyam, 9. Mai 2004

„Erdoğan Hat Die Mosleme In West-Thrakien Besucht“


Türkischer Ministerpräsident Erdoğan hat nach seinem dreitägigen historischen Griechenland-Besuch Griechenland verlassen, wobei er auch die türkisch moslemische Minderheit in West-Thrakien besuchte.

Erdoğan ist der erste türkische Ministerpräsident, der seit 52 Jahren diese Region besuchte, die zwischen beiden Ländern seit Jahren Problem darstellt.V Die Region wurde zuletzt im Jahre 1952 von Celal Bayar besucht.

Während des Besuches von Erdoğan wurden intensive Sicherheitsmassnahmen ergriffen.

Das Zusammentreffen Erdoğans in Komotini mit den Zuständigen der Regierung und der örtlichen Verwaltung dauerte sieben Stunden. Erdoğan hat gestern Komotini verlassen.

Belgien / La Libre Belgique, 10. Mai 2004

Ministerpräsident Recep Tayyip Erdoğan hat trotz Ausweglosigkeit in Bezug auf Zypern einen dreitägigen Besuch in Griechenland abgestattet, um zu zeigen, dass die Beziehungen zwischen der Türkei und Griechenland gut sind. Zuletzt hatte ein türkischer Ministerpräsident Griechenland vor 16 Jahren besucht. Erdoğan wird einen so genannten privaten Besuch bei der „Türkischen Minderheit“ in West-Thrakien abstatten, das seit Jahren zwischen beiden Ländern Problem darstellt. Es kann sozusagen als ein historischer Besuch bezeichnet werden.

Erdoğan ist der zweite Ministerpräsident, der seit Celal Bayar in diese Region eingetroffen ist. Bayar hatte West-Thrakien in 1953 besucht. Ministerpräsident Erdoğan, der nur sieben Stunden in Komotini blieb, kam während dieser Zeit mit dem Minister von Mazedonien und Thrakien sowie mit Zuständigen des Ortes und der Minderheit zusammen. Er begrüsste Hunderte von Menschen, die im Zentrum der Stadt auf ihn warteten.

Syrien / Tesrin. 10. Mai 2004

„Erdoğan Sprach Mit Den Türken In Griechenland“


Der türkische Ministerpräsident Erdoğan, der erste türkische Führer, der seit 50 Jahren West-Thrakien besucht hat, sprach mit den Türken in Griechenland.

Erdoğan rief die Türken, die im Norden des Landes liegenden Thrakien auf ihn warteten, dazu auf, ihre Traditionen zu bewahren und gleichzeitig der Entwicklung des Landes beizutragen.

Der Besuch von Erdoğan geschah in der Zeit, wo die Türkei und Griechenland versuchen, die seit Jahren andauernden Spannungen zwischen ihnen zu beenden. Der türkische Ministerpräsident kam am ersten Tag seines Besuches mit dem Ministerpräsidenten von Griechenland, Kostas Karamanlis, zusammen. Bei den Gesprächen versprachen beide Führer, eine strategische Partnerschaft zu bilden, wobei sie die Besorgnisse aus der Vergangenheit beiseite legen werden.

Erdoğan meinte bei seinem Gespräch in Komotini im Norden, „seine Existenz hier solle eine Lehre für die Freundschaft für alle sein“. Erdoğan sprach, „ich rufe vor allem nach meinen Brüdern. Natürlich müsst ihr eure Identität bewahren. Niemand möchte von euch, dass ihr auf eure Identität verzichtet. Vergesst aber nicht, dass ihr griechische Staatsbürger seid“.

Die Türken in Thrakien, deren Zahl man auf 120.000 schätzt, gelten als Symbol der seit vielen Jahren andauernden Streitigkeiten zwischen der Türkei und Griechenland.

Die Region, die im 14. Jahrhundert unter die osmanische Herrschaft geriet, wurde in 1920 zu einem Teil Griechenlands.

Und beide Länder hatten sich im Jahre 1923 über den Austausch der Bevölkerungen geeinigt. Es blieben jedoch 110.000 Griechen in Istanbul und 115.000 Türken in Thrakien.

Süddeutsche Zeitung, 10 Mayýs 2004

Erdoðan und das Kuss-Versprechen

Der türkische Premier macht am Ende seiner Griechenlandreise einen symbolreichen Abstecher nach Thrakien

Von Christiane Schlotzer

Es gab nicht wenige, die sich wunderten warum der türkische Premier Tayyip Erdoðan zu seiner ersten offiziellen Griechenlandreise ausgerechnet einen alten Freund aus Istanbul mitnahm, obwohl der weder ein Regierungsamt noch einen wichtigen Wirtschaftsposten bekleidet. Mehmet Müezzinoðlu heisst der Mann mit Schnauzbart und Halbglatze und dessen Frau Faize reiste auch mit. Beide wichen Erdoðan nicht von der Seite. Erst als der dreitägige Besuch eigentlich schon zu Ende war und die Delegation zur Rückreise strebte, da wurde klar, welche Rolle das Paar spielte.

Da machte Erdoðan nämlich noch einen Abstecher, der in keinem offiziellen Programm ausgedruckt war. Er besuchte das Dorf Arriana (Kozlukebir) gut 40 Kilometer von der griechisch-türkischen Grenze entfernt und dies nur um dort zwei alten Frauen die Hände zu küssen –der Mutter und der Schwiegermutter Müezzinoðlus. Dies aber war eine ausserordentliche eine hochpolitische Geste.

Die Müezzinoðlu waren einst griechische Staatsbürger geboren in jenem winzigen Ort Arriana (Kozlukebir) als Angehörige der türkisch-muslimischen Minderheit Griechenlands. Deren Schicksal war stets ein Streitobjekt zwischen den historischen Rivalen Griechenland und der Türkei. In den siebziger Jahren verloren die Müezzinoðlus ihre griechische Staatsbürgerschaft, nur weil sie ihr Land kurz verlassen hatten. Ein repressives griechisches Gesetz aus dem Jahr 1955 erlaubte den Pass-Entzug in solchen Fällen für Bürger “nichtgriechischen Ursprungs”. Tausende verloren so ihre Staatsbürgerschaft. Geändert wurde das Gesetz erst vor ein paar Jahren.

Die Sache mit dem Handkuss hatte Erdoðan seinem Freund Müezzinoðlu fest versprochen für den Fall dass er je das griechische Westthrakien, das Siedlungsgebiet der etwa 130.000 Mitglieder der muslimischen Minderheit besuchen dürfe. Zuletzt war dies 1952 einem türkischern Spitzenpolitiker Staatspräsidenten Celal Bayar gestattet worden. Dass Erdoðan das Kuss-Versprechen einhalten konnte beweist dass die lange verfeindeten Nachbarn nun bereit sind auch tiefsitzende nationale Tabus abzuschütteln.

Über den sensiblen Thrakien-Abstecher hatten sich der griechische Premier Kostas Karamanlis und sein türkischer Kollege persönlich verständigt. Karamanlis hatte Erdoðan gewarnt, die politischen Risiken der Visite zu bedenken. Dieser hielt sich geschickt von nationalem Scharfmachen in der Region fern, die nicht sehen wollen dass aus Ankara ein neuer Wind über die Ägäis weht. Ganz in diesem Sinne versicherte der türkische Gast den 2000 begeisterten Menschen in der Provinzstadt Komotini, 70 Kilometer von der türkischen Grenze entfernt, dass ihnen “niemand ihre türkische Identität, Tradition und Kultur” nehmen könne. “Aber ihr seid Staatsbürger Griechenlands und sollt für ein starkes Griechenland arbeiten” sprach Erdoðan in den Applaus.

Kein einziger Zwischenfall wurde während des historischen Thrakien-Besuchs gemeldet. Am Sonntag zeigten sich türkische Medien des Lobes voll für den gelungenen. Auftritt mit dem Erdoðan beweisen wollte, dass sein Pro-Europa-Kurs auch in der Aussenpolitik Früchte der Entspannung trägt. Die griechischen Medien begleiteten Erdoðan, der vor Thrakien zwei Tage in Athen Gespräche geführt hatte, ebenso mit wohlwollenden Kommentaren. Griechische TV-Kanäle übertrugen weite Strecken live. Da sah man dann auch die sonst meist eber streng wirkende türkische First Lady Emine Erdoðan mit der jungen Natascha Karamanlis vertraut über die Akropolis spazieren.

Zur besseren Verständungs versprach Tayyip Erdoðan einen Blick in türkische Schulbücher zu werfen Korrekturen seinen angebracht, wo die gemeinsame Geschichte allein in Feindbildern erzählt werde. Schulbücher spielten auch im griechischen Thrakien lange Zeit eine unrühmliche Rolle. Erst in jüngster Zeit wurden sie verbessert. Zuvor lasen die jungen Muslime aus ihren Büchern, Türken seinen “wild und unzivilisiert” und während des Osmanischen Reiches hätten die Griechen 400 Jahre nur in schlimmster Sklaverei gelebt. So dämonisiert war der Nachbar, dass muslimische Bauern in Westthrakien bis Anfang der neunziger Jahre keine neunen Traktoren kaufen durften. Sie hätten ja zu Panzern umgebaut werden können.

Die Entspannung zwischen den Nachbarn soll nicht nur die Minderheit spüren. Beide Länder wollen ihren bereits florierenden. Handel verstärken eine Gaspipeline bauen und eine gemeinsame Agentur für den Tourismus gründen. Aber um Details wurde diesmal nicht gefeilscht. Gesten waren wichtiger.