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Batı Trakya

Griechenland muss sein Spiel mit der Identität unserer Minderheit beenden

11.04.2006
In der Region Mustafçova im Norden von West-Thrakien, wo der türkische Anteil an der Bevölkerung besonders hoch ist, wächst die Kritik von Seiten der Minderheit an der Verteilung von Lesebüchern in „pomakischer Sprache“ durch einen griechischen Lehrer. Der Vorsitzende der Föderation der West-Thrakien-Türken in Europa Halit Habipoğlu verurteilt dies als Teil der Bemühungen des griechischen Staates, die Minderheit zu spalten.

Die türkische Bevölkerung in West-Thrakien protestiert gegen die Einführung von Lesebüchern in po-makischer Sprache im Norden der Region. Die Repräsentanten der Minderheit sehen in dieser Initiative ein Beispiel für die Bemühungen des griechischen Staates, die Minderheit in ethnische Gruppen aufzu-spalten und dadurch ihre Einflussmöglichkeiten einzuschränken. Sie äußerten ihre Beunruhigung über den Anfang April unternommenen Versuch, die Bücher zu verteilen und berieten sich im obersten Gre-mium der Minderheit, dem „Beratungsausschuss der Minderheit“, dem alle bisher gewählten Abgeordneten, die Muftis und die amtierenden Vereinsvorsitzenden angehören. Dieser gab zu dem Vor-gang eine Protestnote heraus und beschloss, die Bücher wieder einzusammeln und zurückzugeben. Die Kritik der Minderheit soll auch an die obersten staatlichen Dienststellen Griechenlands übermittelt wer-den.

Der Vorsitzende der Föderation der West-Thrakien-Türken in Europa weist darauf hin, dass die Vertei-lung der betreffenden Bücher über die persönliche Initiative eines einzelnen Lehrers hinaus Teil der Bemühungen des griechischen Staates ist, die Minderheit in ethnische Gruppen zu spalten: „Griechen-land verfolgt seit 40 Jahren mit seiner Politik das Ziel, die türkische Identität verschwinden zu lassen. Nachdem es 1967 von unseren Schulen die Schilder mit der Aufschrift „Türkische Schule“ entfernen ließ, wurden 1980 die Namensschilder der friedlichen, für die Geschichte unserer Minderheit bedeuten-den türkischen Verbände abgenommen. Diese Vereine dürfen bis heute nicht im Vereinsregister registriert werden, der offizielle Vereinsstatus wird ihnen verwehrt.“ Hapipoğlu verweist darauf, dass bis in die zweite Hälfte der 90er Jahre der Norden der Region als militärisches Sperrgebiet ausgewiesen war, wodurch man die dort lebende Bevölkerung isolieren und ihre Existenz in Vergessenheit geraten lassen wollte. „Seit etwa 10 bis 15 Jahren behauptet man nun, unsere Minderheit bestehe aus unterschiedlichen Elementen und investiert umfangreiche Mittel in Maßnahmen zur Herausbildung unterschiedlicher Iden-titäten. Diese Politik war bis jetzt nicht erfolgreich, aber damit sie es auch in Zukunft nicht wird, müssen wir wachsam bleiben,“ erklärt Habipoğlu. Die Hauptstoßrichtung der Politik sei gegen den Unterricht in der türkischen Muttersprache gerichtet. „Um den türkischsprachigen Unterricht zurückzudrängen und unsere Minderheit zu spalten und zu schwächen, seien verschiedene Alphabete in verschiedenen Spra-chen geschaffen, neue Wörterbücher gedruckt und Zeitungen herausgegeben worden. Unsere Minderheit hat daran bisher kein Interesse gezeigt, aber damit unser Bildungssystem in Zukunft überleben kann, muss jeder Einzelne hier Verantwortung übernehmen.“

Hapipoğlu kritisiert diese vom griechischen Staat betriebene Politik der Spaltung als bewusst feindselig: „Es ist offener Rassismus, einer Person die selbstgewählte Identität abzusprechen und ihr eine andere Identität aufzwingen zu wollen.“ Falls Griechenland wirklich guten Willens sei, solle es solche Initiativen einstellen, die nur die Maske der Respektierung von Menschenrechten und Pluralismus tragen, und statt-dessen die Mazedonen, Albaner und Wlachen im Lande als Minderheiten anerkennen und unterstützen, die immer noch zur griechischen Mehrheit gerechnet würden. Griechenland solle endlich auf Spiele die-ser Art verzichten, und den Weg für die Integration der Minderheit dadurch freimachen, dass es ihr die entzogenen Rechte zurückerstattet, so Hapipoğlu.
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