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Batı Trakya

Hände weg von unserem türkischen Radio!

13.11.2009
Der Westdeutsche Rundfunk (WDR) hat auf einer Versammlung in der nordrhein-westfälischen Landeshauptstadt Düsseldorf am 12. November 2009 eine Reduzierung der türkischsprachigen Sendungen seines Radioprogramms „Funkhaus Europa“ beschlossen. Als Grund wurde die Notwendigkeit zu Sparmaßnahmen genannt. Die Sendung ‚Köln Radyosu’ (Radio Köln), die seit 45 Jahren auf Türkisch ausgestrahlt wird, soll demnach von den aktuellen elf auf fünf Stunden wöchentlicher Sendezeit gekürzt werden; das spanische, italienische, serbokroatische und griechi-sche Programm von ‚Funkhaus Europa’ soll künftig ganz entfallen. Der Beschluss sieht vor, das einstündige türkischsprachige Morgenprogramm zu streichen; stattdessen sollen Themen, die für Türken von Interesse sind, stärkere Berücksichtigung in der deutschsprachigen Sendezeit finden. Innerhalb der Sendung ‚Köln Radyosu’ bedeutet dies, dass die bisher jeden Wochentag von 06:05 bis 07:00 Uhr gesendeten Beiträge, das Sonntagabendprogramm sowie das beliebte Sonntag-nachmittag-Magazin ‚Café Alaturka’ ganz entfallen werden; die ebenfalls sonntags ausgestrahlte deutsch-türkische Musiksendung ‚Çılgın’ wird aus ‚Köln Radyosu’ ausgegliedert und soll in Zu-kunft vollständig auf Deutsch moderiert werden.

Als Reaktion auf die sparbedingten Kürzungen des WDR an seinem türkischsprachigen Pro-gramm hat sich eine Initiative zur Unterstützung türkischer Sendungen gebildet und im sozialen Netzwerk Facebook eine türkisch-deutsche Gruppe mit dem Titel „Radyoma Dokunma“ / „Fin-ger weg von meinem Radio“ ins Leben gerufen. Die Initiative zur Unterstützung türkischer Sendungen forderte angesichts der angekündigten Kürzungsmaßnahmen die WDR-Leitung in ei-ner gemeinsamen Erklärung dazu auf, von einer Kürzung der türkischsprachigen Sendezeit und der Streichung des türkischen Morgenprogramms abzusehen: „Köln Radyosu erfüllt die wichtige Funktion, das Türkische in Deutschland als Sprache der Kultur und der Verständigung zu för-dern. Es ist die nach dem Deutschen am meisten gesprochene Muttersprache in Deutschland. Zweisprachigkeit muss als Reichtum angesehen werden. Türkisch ist eine Bereicherung für das kulturelle und künstlerische Leben in Deutschland. Das Weiterbestehen des Türkischen und der anderen Muttersprachen neben dem Deutschen fördert die Integration und demokratisches Be-wusstsein,“ heißt es in der Erklärung. Außerdem wird darauf hingewiesen, dass die Kürzung des türkischsprachigen Programms durch im WDR der von der Europäischen Kommission ausgeru-fenen „Rahmenstrategie für Mehrsprachigkeit“ widerspricht und im Gegensatz zur Sprachen- und Kulturpolitik der Europäischen Union steht.

Zur angekündigten Kürzung des mittlerweile seit 45 Jahren vom WDR ausgestrahlten türkisch-sprachigen Programms ‚Köln Radyosu’ gab der Vorsitzende der Föderation der West-Thrakien-Türken in Europa (ABTTF) Halit Habipoğlu folgende Erklärung ab: „Der Beschluss kommt für die in Deutschland lebenden Türken überraschend. Er ist nicht nur falsch, sondern wird sich ne-gativ auf die Integrationsbemühungen in Deutschland auswirken. Er widerspricht nicht nur der von der Europäischen Kommission ausgerufenen „Rahmenstrategie für Mehrsprachigkeit“, son-dern auch dem in Artikel 22 der Europäischen Grundrechte-Charta erklärten Ziel der kulturellen und sprachlichen Vielfalt sowie der in Artikel 10 des Europäischen Menschenrechtsabkommens niedergelegten Freiheit des Individuums zur freien Äußerung und Verbreitung seiner Meinung. Laut dem betreffenden Artikel beinhaltet dieses Recht auch die Freiheit der eigenen Überzeu-gung und die Freiheit, Informationen und Gedanken anzunehmen und zu äußern, ohne eine Einmischung öffentlicher Autoritäten und unabhängig von staatlichen Grenzen. Auch kann die-ses Recht nicht durch staatliche Regelungen für Rundfunk- und Fernsehanstalten sowie Kinobetreiber eingeschränkt werden. In Deutschland besitzen Tausende Türken, die regelmäßig ihre Rundfunkgebühren zahlen, einen Anspruch auf Radiosendungen in ihrer Muttersprache. In Berlin wurde bereits das auch auf Türkisch ausgestrahlte Programm ‚Radio Multikulti’ eingestellt, danach das türkische Radioprogramm des Hessischen Rundfunks. Dass jetzt auch die Sendezeit des türkischen Radioprogramms im WDR gekürzt werden soll, ist äußerst bedauerlich. Die ABTTF fordert die Rücknahme des Beschlusses durch den WDR. Als in Deutschland lebende Türken aus West-Thrakien unterstützen wir ausdrücklich die Forderung ‚Finger weg von meinem Radio’.“
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